Smeller 1
(2011.12.15)SMELLER I (Mechanischer Prototyp, 1996)
SMELLER I (Mechanical Prototype, 1996)
mobile olfactorium/ functional sculpture/ Instrument for composition, interpretation und improvisation of real time and time based olfactory signals/ smell sequences/ smell as a metaphor of virtual reality/ silent, invisible installations / intentional and unintentional interactions / operable by the visitor.
Peter Assmann in „Werk´zeuge: Design des Elementaren“ über Smeller 1:
Die menschliche Sinneswahrnehmung des Riechens spielt in dezidiert künstlerischen Konzeptionen der Gegenwart und Vergangenheit nur eine geringe Rolle. Dies entspricht der sinkenden Bedeutung dieser Sinneswahrnehmung in gesellschaftlichen bzw. anthropologischen Entwicklungszusammenhängen: Riechen wird im derzeitigen Entwicklungsstand (vor allem der westlichen Kultur) des Menschen nur sehr wenig eingesetzt; in erster Linie im Zusammenhang mit der Körperpflege, die ja vor allem darauf ausgerichtet ist, den jeweils individuellen Körpergeruch mit „sozialen“ Gerüchen zu überlagern. Speziell komponierte Duftstoffe haben hier auch klare gesellschaftliche Funktionen, sie signalisieren vor allem Reichtum bzw. gesellschaftlichen Anspruch. In anthropologischer Entwicklung kommt dem Riechen immer weniger Bedeutung für die unmittelbare Lebenswirklichkeit zu, je weiter sich der Mensch aus dem direkten Naturzusammenhang entfernt. Die Auswahl, welche Nahrungsmittel für ihn genießbar sind oder nicht, erfolgt viel häufiger über optische Erfahrung als über Riechen. Nur in Zweifelsfällen wird dieser Sinn noch bewusst genützt. Ebenfalls eine bewusste Hinwendung zu dieser Sinneswahrnehmung erfolgt in irritativen Situationen, die sich einer raschen Klärung entziehen. Die hier grundsätzlich intensivierte Aufmerksamkeit der Sinne des Menschen inkludiert auch das Riechen.
Riechen impliziert stets die Frage nach der möglichen Nähe und auch nach der zur Verfügung stehenden Zeit. Feine Geruchsnuancierungen können nur durch oftmalige Wiederholung des Riechvorganges sowie durch größtmögliche Nähe zum Wahrnehmungsobjekt erfasst werden. Auf diese Situation nimmt die künstlerische Installation von Wolfgang Georgsdorf in spezieller Weise Bezug: Sie formuliert ein visuell markant gestaltetes Riechwerkzeug, ein Werkzeug zum Speichern von Gerüchen und zur vergleichenden Wahrnehmung. Die Geruchskombinationen, die vom Künstler selbst gestaltet und in diesem Werkzeug gespeichert werden, stellen keine Illustration bekannter Lebens- oder Wahrnehmungssituationen dar, sondern bemühen sich um eine spezifische Erweiterung und Sensibilisierung des Olfaktorischen, um eine besondere Hinwendung zum Riechen. Als einer der wenigen Künstler, die sich mit solchen Fragen auseinandersetzen, trägt Georgsdorf damit dazu bei, dass die vielfach unbewussten Geruchsinformationen, die unter anderem sehr wesentlich zur menschlichen Raumwahrnehmung beitragen, bewusster rezipiert werden.
(Peter Assmann, „Werk´zeuge: Design des Elementaren“, publication No1, Linz (1996), S. 140f)